Er war Namensgeber für eine der meistbegangenen Routen auf den Großglockner, Organisator des Bergführerwesens in den Ostalpen und Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins (1869). Am 29. Jänner 2015 jährt sich Johann Stüdls Todestag zum 90. Mal.
"Die Darstellung des Lebensganges Stüdls war zugleich ein Spiegelbild der damals sechzigjährigen Geschichte des Deutschen Alpenvereins, ja des Alpinismus und seiner Wandlungen bis zum ersten Viertel des 20. Jahrhunderts überhaupt.
Auf diesem wechselvollen Weg, von einer literarisch-wissenschaftlichen Propaganda zur Gewinnung von Gleichgesinnten über die praktische Erschließung der Alpenwelt bis zur ganzjährigen bergsteigerischen und skisportlichen Betätigung, erwies sich Stüdl als kluger Berater, als besonnener Warner, vor allem aber als unermüdlicher Wächter der Einigkeit, kurz: als getreuer Eckart des Vereins."
(aus: "Begegnung auf der Stüdlhütte" von Kurt Dietze, erschienen im Alpenvereinsjahrbuch 1961).
"Vater Stüdl ist tot!" - Nachruf in den Mitteilungen des DuÖAV vom 15.2.1925
Johann Stüdl: * 27. Juni 1839 in Prag; † 29. Januar 1925 in Salzburg
(aus: www.johannstuedl.at)
Hüttenbau
Durch den Bau seiner eigenen Hütte, sowie der Hofmannhütte, war
Johann Stüdl von Anfang an die Kapazität für Hüttenbau. Als solche
bekleidete er durch viele Jahre das Amt des Hütten- und Wegewartes im
Alpenverein. Es gibt kaum eine Hütte, die während seiner "Amtszeit"
errichtet worden ist, wo er nicht an der Standortsuche beteiligt gewesen
und den ausführenden Sektionen mit Rat und Tat zur Seite gestanden
wäre. Von ihm gezeichnete Hüttenpläne wurden mehrfach prämiert, und der
von ihm veröffentlichte Artikel "Über Hüttenbau" fand auch außerhalb des
DuÖAV große Beachtung. (Nachzulesen in der Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins von 1877)
Um
die Verpflegung der Touristen zu verbessern, initiierte Stüdl zunächst
die Einrichtung von Proviantdepots und später die Bewirtschaftung der
Hütten. Auch hier war er mit seiner Stüdlhütte Vorreiter.
Unzählige
Handschriften, in langen Ordnerreihen, geben beredtes Zeugnis von
seinen unermüdlichen Aktivitäten für den Verein: Briefe,
Vertragsentwürfe und natürlich die Verträge selbst, Eingaben,
Abrechnungen, Hüttenordnungen etc.
1879 wurde von einer
Komission, bestehend aus Stüdl, Eduard Richter und Fischer von
Röslerstamm, eine eigene Wege- und Hüttenbauordnung ausgearbeitet und
behördlich genehmigt.
Bergführerwesen
Johann Stüdl hatte sich
außerdem, schon vor der Gründung des DAV, des Bergführerwesens
angenommen und in Kals den ersten Bergführerverein der Ostalpen
gegründet. Später folgten Führervereine in Heiligenblut, Matrei i.O.,
Prägraten, Sulden, Trafoi, Gomagoi, Matsch und Meierhofen im Zillertal.
Die von Stüdl entworfenen Statuten hatten in der Folge für den gesamten
Ostalpenraum Gültigkeit. Mit Franz Senn zusammen verfolgte er das Ziel
einer allgemeingültigen amtlichen Führerverordnung für Vorarlberg und
Tirol, die nach einigen Schwierigkeiten auch bewilligt, und von den
anderen Kronländern der Monarchie übernommen wurde.
Ehrenmitgliedschaft
Wiederholt
wurde Stüdl auch das Amt des 1. Vorsitzenden des Vereines angetragen.
Entschieden lehnte er dies aber ab. Er wusste, dass er oft an seine
Leistungsgrenzen ging, und dass er sich nicht noch mehr aufbürden
konnte. Trotzdem hatte er auch im Gesamtverein immer ein gewichtiges
Wort mitzureden.
Stüdl hatte nicht nur die Entwicklung "seiner"
Sektion Prag zu einer der bedeutendsten des Vereines bewirkt, auch in
anderen Sektionen engagierte er sich mit seiner Erfahrung und seinem
Wissen. Zum Dank wurde er von folgenden Sektionen zum Ehrenmitglied
ernannt: Akademische Sektion Wien, Donauland, Dresden, Bad Goisern,
Halle an der Saale, Hannover, München und Teplitz in Nord-Böhmen.
Bis
ins hohe Alter verfolgte er die Entwicklung des Vereines mit größter
Anteilnahme und erhob seine Stimme, wenn er glaubte, dies im Interesse
des Vereines tun zu müssen.
Quellen: Alpenverein-Museum Innsbruck, www.johannstuedl.at, Wikimedia Commons